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Hobby-Fotografie | © by Martina und Wolfgang

      Toscolano Maderno & Kulinarisches         Der nächste Morgen beginnt leider mit einem ärgerlichen Missgeschick

Der Abendhimmel färbt sich rot. Die Fahrt über die Küstenstraße mit Tunneln, Durchgängen und Kurven gibt uns Muße, das abendliche Schauspiel zu beobachten. Wir sitzen weich in den Polstern und schön warm auch. Das ist angenehm.
Die Fahrtzeit zum Hotel in Toscolano vergeht ziemlich schnell. Bald schon fahren wir in den Ort und der Bus wird wieder durchs Nadelöhr der Einfahrt gefädelt. Dies war ein ereignisreicher Tag, an dem wir sehr viel Schönes gesehen haben.
Wir machen uns schnell im Zimmer frisch und gehen danach flott nach unten zum Abendessen in das Spesesaalgewölbe.
Auf jedem Tisch liegt der Speiseplan für den nächsten Tag, auf dem wir ankreuzen müssen. Für heute hatten wir Suppe, Pasta und den Braten nach Chefart gewählt. Für morgen fällt uns die Auswahl sehr leicht. Da wird entweder Spargel-
cremesuppe oder Pasta Bolognese geboten und als Hauptgericht Schnitzel mit Salbei oder Mozzarella mit Tomaten.
Wir kreuzen 2 x Pasta und 2 x Suppe an und nehmen 4 x Schnitzel mit Salbei und widmen wir uns je zur Hälfte der heu-
tigen Vorspeise, die aufgetragen wurde. Die Suppe ist längst abgekühlt, wir ziehen lange Gesichter und hätten sie gern etwas heißer gehabt. Das scheint aber heute nicht machbar zu sein. Unser Ober für die Mittelreihe ist nicht da und die beiden anderen kümmern sich um eigene Reihen. Wir in der Mitte sind das "Stiefkind", das nur immer mal zwischendurch bedacht wird. Dabei ziehen sich die Gänge in die Länge und das Essen ist ausgekühlt, ehe es bei uns landet.
Sehr zufrieden sind wir dadurch nicht. Wir sind schließlich zahlende Gäste, die nichts für organisatorische Schwierigkeiten des Hotels können, sie aber ausbaden müssen. Ausnahmsweise ist der Chefbraten mal etwas besser gewürzt worden.
Als Nachtisch erhalten wir zwei Kugeln Eis. Scheinbar ist unser unzufriedenes Murren aufgefallen - wir bekommen das Eis noch unzerlaufen. Dieses Mal murren an anderen Tischen die Gäste. Allen können sie es nicht recht machen.
Morgen früh wartet wieder ein Frühstück auf uns, aus Brötchen, Wurst- und Käseaufschnitt, Joghurt, Obst und Müsli. Wir werden auf jeden Fall satt. Nur schade, dass es nicht ausreichend dunkle Brötchen gibt, die sind stets schnell vergriffen.
Beim nächtlichen Gang zur Toilette gehe ich im Dunkeln, schalte aber dann im Bad gewohheitsmäßig das Licht ein. Beim Rückweg ins Dunkle bin ich geblendet. Verkalkuliere mich dummerweise im Bogenradius, mit dem ich zurück ins Bett will. Schmerzhaft macht mein Schienbein Bekanntschaft mit harter Bettkante. Fluche erbost vor mich hin und schlafe weiter.
Erst am Morgen beim Duschen sehe ich erschrocken die Folgen der Kollision. Mein Bein hat vom Stoß einen heftigen Blut-
erguss davongetragen und besitzt eine Schwellung, die dort nicht hingehört. Laufen geht nicht, ich muss zu einem Arzt.
Das passt uns nicht in den Kram. Gerade geht die Sonne auf für einen schönen Tag und wir wollten doch nach Verona mitfahren. Für mich hat sich das erledigt. Ein italienischer Krankenwagen fährt mich auf der Trage festgezurrt am Garda-
see entlang bis ins nächstgelegene Krankenhaus. Das ist der Nachsaison wegen im fast 30 km entfernten Gavardo.
Erste Notfallbehandlung besteht aus einem italienischen Kühlbag. Entgegen der Versicherung der Reiseleiterin, in dem Krankenhaus verstünden die Ärzte Deutsch, trifft das hier nicht zu. Ich muss mir mit Englisch helfen und kann mich erst so verständlich machen. Gut, dass wir schon eine Weile im Englischkurs lernen und gut aufgepasst haben. Mein Frage-
bogen wird ausgefüllt, dann muss ich zum Röntgenraum. Bei der Wucht könnte ja der Knochen was abgekriegt haben.
Ich denke zwar, dass das nicht zutrifft, aber sicher ist sicher. Wir lesen zuerst aus purer Langeweile an der Wand auf-
gehängte 10 Schritte, um nicht zu stürzen...bis wir auf eine Übersetzungsschlappe stoßen und uns amüsieren. Eigentlich sind nur banale, selbstverständliche Grundsätze benannt, die es zu beachten gilt. Dann aber geht es um das Licht im Zimmer und das klingt sehr lustig: "Stehen Sie nicht auf, wenn im Zimmer das Licht zu ist!" Bei mir war es leider zu.
Wir lachen über die ulkige Formulierung, die 'Licht aus' mit 'Licht zu' umschreibt, als mein Rontgenbefund entwarnt. Nix ist da drin kaputt gegangen. Nun sieht die Welt schon wieder erfreulicher aus. Mit dem Rest werde ich schon fertig.
Der behandelnde Arzt rät mir, das Bein mindestens drei Tage lang hochzulegen und die Stoßstelle zu kühlen. Na, lass ihn reden, denke ich - ich habe Urlaub und werde maximal heute mal kürzer treten. Nach Venedig und Mantua will ich mit. Danach lassen wir uns sofort die 30 km bis zum Hotel in Toscolano mit einem telefonisch georderten Taxi zurückfahren.
Wieder im Hotelzimmer angekommen begutachtete ich den Stein des Anstoßes. Dazu war heute am Morgen noch keine Gelegenheit. In unserem Zimmer steht außer dem Doppelbett noch ein zusätzliches unbenutztes Bett. Der prüfende Blick zeigt mir, dass es wahrscheinlich jedem anderen auch hätte passieren können. Das Einzelbett steht an der Wand mit einer scharf-eckigen Holzkante ungefäht 20 - 25cm über. Die Ecke ragt als ein Hindernis in den Raum und birgt eine deutliche Gefahr. Aber musste ausgerechnet mich dieses Pech treffen? Ich beziehe meine Schmollecke auf dem Balkon.
Während ich bei Sonnenschein mein spannendes Buch lese, kühle ich brav das Bein mit Eiswürfeln aus der Küche. Mei-
nen Mann habe ich mit den anderen auf die Reise nach Verona geschickt. Wenn ich das schon verpassen muss, warum denn er auch noch? Zeitlich hat er es gerade geschafft vor der Abfahrt. Er soll für mich fotografieren und es mir zeigen.
Die Reisegruppe ist zum Abendessen zurück. Heute ist unser Ober wieder da. Der Notbetrieb von gestern endet. Wir essen Suppe und Pasta halbiert. Das Schnitzel entpuppt sich als Kotlett, dazu gibts einen Klecks Kartoffelbrei und ganz wenig Gemüse, das wir auf dem Teller suchen müssen. Schlimm war dies aber nicht, denn mehr davon hätten wir nicht haben wollen. Salbeiblätter im blanken Öl warm gemacht und nur mit Eigengeschmack, reißen uns nicht vom Hocker.
Nur das Kompott war lecker und schmeckte. Nach dem Essen ist immer auch vor dem Essen, bemerken wir lachend und nehmen die verunglückte Esserei nicht wichtig. Noch scheint die Sonne, da setzen wir uns noch eine Weile an den Pool.
Mir wird Bericht erstattet, was heute alles anzusehen war. Ich betrachte die vielen Fotos, mit denen ich versorgt werde, dass mir nur nichts entgeht, weil ichs versäumen musste. Wie es mir denn gehe? 'Na längst wieder bestens', übertreibe ich maßlos und verbreite Optimismus. Die Wirklichkeit sieht nicht ganz so rosig aus. Wenn ich laufen muss, beiße ich die Zähne noch fest zusammen und muss mich zwingen. Na, das wird schon werden. Am nächsten Tag ist Gottseidank Ruhetag. Ich kann das Bein kühlen, mir aus der Apotheke Kühlgel holen und Laufen üben. Ich gebe nicht kampflos auf.
 
 © Martina & Wolfgang Müller / 2009  <== zurück zur Auswahl