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Hobby-Fotografie | © by Martina und Wolfgang

      Tagesfahrt nach Mantova         November 2011

Heute treten wir die dritte und damit letzte Fahrt an, die wir im Paketpreis gebucht haben und unsere Reise führt uns nach Mantua. Mantua, italienisch Mantova, ist eine Stadt, die mit ihren ca. 50 000 Einwohnern in der Lombardei liegt.
Schon zeitig am Morgen, nämlich 06:30 Uhr, geht die Fahrt mit einem vollen Besichtigungsprogramm im Gepäck los.
Während der Fahrt studieren wir bereits interessiert das ausgeteilte Infomaterial und den Stadtplan, um dann vor Ort nach der Stadtführung die zugebilligte Zeit optimal nutzen zu können, anstatt ziellos in die Irre zu laufen.
Schon scheint die Sonne über dem Gardasee und mit der Sonne kommt auch angenehme Wärme. In Deutschland ist jetzt echter November mit Kälte und Nebel. Unsere Kleidung ist Zwiebel-Look. Die ersten Schichten werden abgelegt.
Je näher wir der Po-Ebene kommen, desto dichter wird auch hier der Nebel ... nun ist es Essig mit Sonne, Wärme und Wohlbehagen. Seufzend greifen wir wieder nach den Überziehsachen und mummeln uns dichter in alle Hüllen ein.
Als wir bei einer kurzen Pause, etwa für 15 Minuten, an einer Raststätte auf der Autobahn den Bus für dringende Ge-
schäfte verlassen, legt jeder einen eiligen Schritt zu, um wieder ins Warme einzusteigen. Das Navi leitet uns sicher.
Als wir ankommen, merken wir, dass uns die Hoffnung, Mantua möge außerhalb der Nebelzone liegen, nicht erfüllt wird. Wir überprüfen vor dem Aussteigen noch mal unsere Bekleidung, ist sie auch komplett ? ... Die Feuchtigkeit des Nebels wird uns bestimmt durchdringen bis auf die Haut, wenn wir uns stundenlang durch die Suppe wühlen.
Wir folgen unserer Reiseleiterin Antonella, die auffällig ihren großen, grünen Regenschirm in die Höhe reckt, damit wir wenigstens einer aufmunternden Farbe durch den Nebel folgen können und als Gruppe zusammenbleiben. Unsere Ausstiegstelle liegt nahe des Castello di San Giorgio und lässt erahnen, was uns diese mittelalterliche Stadt bietet.
Den Mittelpunkt der Stadt bildet die Piazza Sordello mit dem Dom an der Nordseite und dem Dogenpalast an der Ost-
seite, bestehend aus 2 Gebäuden, der Magna Domus und dem Palazzo del Capitano. Gleich auf dem Weg in diese Mitte kommt eine geschäftstüchtige Bäckersfrau mit einem Tablett Kostehäppchen und bietet sie uns freundlich an.
Der leckere Happen heißt Sbrisolina und ist ein knackiger, mit Nüssen und Mandeln gespickter Streuselkuchen. Wir kauen genauso vorsichtig, wie wir über das grobe, mittelalterliche Straßenpflaster steigen. Keine Plombe ausbeißen im Mund und nicht umknicken mit den Füßen. Allmählich gewöhnen wir uns daran und sehen uns auch genauer um.
Durch das Tor von San Pietro, eines der ältesten Stadttore Mantuas kamen wir in den älteren Stadtteil Piazza Brolet-
to mit dem Palazzo del Podestà aus dem Jahr 1227 und der Edicola di Virgilio. Viele der architektonisch interessanten Einzelheiten entzog uns leider der blöde Nebel. Aber das Wetter lässt sich ja bekanntlich nicht von uns dreinreden.
In der Piazze delle Erbe, erkennbar an dem "Palazzo della Ragione" und den Glockenturm "Torre dell'Orologio" (1472) findet seit jeher der Markt statt. Die älteste Kirche Mantuas mit Wandelgang und Galerie, die "Rotonda di San Loren-
zo" befindet sich ebenfalls in Piazze delle Erbe. Es lohnt sich auch, den Blick empor zu heben und für Italien typische bauliche Details nicht zu übersehen. Aber Achtung ! Das Straßenpflaster ! Das hat's ganz schön in sich.
Mantua spiegelt echt italienisches Mittelalter und ist touristisch noch nicht so überlaufen wie beispielsweise Verona.
Wir bekommen jetzt im November das geflügelte Wort zu spüren, dass Mantua im Winter als Stadt des Nebels gilt.
Die Römer verwechselten die petruskische Gottheit Mantus, von der sich der Name der Stadt Mantua ableitet, mit einem Bezug auf den römischen Wahrsager Manto. Die Stadt war im Mittelalter ein petruskisches Zentrum.
Heute zeigt uns die Sonnenuhr nicht, was die Stunde geschlagen hat, weil sie als Nebeluhr nicht funktionieren kann.
Trotzdem entdecken wir beim Stadtrundgang viele schöne bauliche Details, auf die uns Antonella aufmerksam macht, die uns die Bedeutung der Stadt Mantua anschaulich vor Augen führen. Modern mischt sich mit alt und Flair mit Szene.
Mantua gilt als Stadt der vier Seen. Gebildet werden die großen Wasserflächen vom Wasser des Flusses Mincio, der bei Torbole in den Gardasee fließt. Die Seen gruppieren sich um die Stadt und gehörten im Mittelalter zum Verteidi-
gungssystem. Heute sind nur noch drei davon vorhanden, ein See wurde zugeschüttet. Im dichten Nebel haben wir bei unserer Einfahrt in die Stadt mehrere Ausflugsschiffe mehr geahnt als wirklich gesehen.
Eine wichtige Persönlichkeit, die im Mittelalter zu Mantua gehörte, war Mathilde di Canossa, deren Vater der Markgraf und Herzog Bonifaz von der Toskana war, zu dessen Besitztümern auch Mantua gehörte. Mathilde war Erbin seiner Ländereien.
1077 trat König Heinrich IV. Papst Gregor VII. entgegen, um die Lösung vom Kirchenbann zu erreichen. Vom 25. bis zum 27. Januar 1077 harrte er vor den Toren der Burg barfuß im Schnee aus. Gregor VII. hob am 28. Januar haupt-
sächlich auf Vermittlung der Mathilde von Tuszien, den Kirchenbann auf. Die Redewendung "Der Gang nach Canossa" wird seitdem als Synonym für ein demütigendes und bittstellerisches "Zu Kreuze kriechen" verwendet.
 
 © Martina & Wolfgang Müller / 2009  <== zurück zur Auswahl