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Hobby-Fotografie | © by Martina und Wolfgang

      Kirchen in Mantova         November 2011

Die erste Kirche, die wir besichtigen und die uns der nebelfeuchten Außenwelt für eine Weile entzieht, ist die Basilika von St. Andreas. Sie spielt eine wichtige Rolle in der religiösen Geschichte von Mantua. Die Basilika mit dem Grundriss eines Kreuzes besteht aus einem Mittelschiff und zwei Querschiffen. Sie diente als Modell und Prototyp für viele spä-
tere Kirchen. An der Kirche wurde drei Jahrhunderte gearbeitet, ohne sich weit vom ursprünglichen Plan zu entfernen.
Zusätzlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, gewinnt Mantua auch als religiöser Sitz immer mehr Bedeutung.
Ursache für das große Interesse war die Verehrung der Reliquie des Heiligen Blutes Christi, die von römischen Solda-
ten nach Mantua gebracht wurde und die Kirche mehrere Jahrhunderte zum Ziel von Pilgern jeden Standes machte.
Die Kirche erscheint durch ihre spezielle Form riesig. An den Seiten befinden sich abwechselnd quadratische Kapellen und kleinere Kapellen mit einer Kuppelabdeckung. Die Kirche ist reich ausgemalt nach einem Plan des Veroneser Pa-
olo Pozzo, den lokale Künstler ausführten. Berühmt ist die erste Kapelle links. Sie ist Johannes dem Täufer geweiht.
So eine riesengroße Kirche hat natürlich auch mehrere Einlasstüren. Nachdem wir das imponierende Gebäude durch die eine Tür verlassen hatten und draußen ein ganzes Stück gelaufen waren, meinten wir, die nächste Kirche zu be-
treten. Erst der eingerüstete Teil der Kirche belehrte uns, dass wir ein- und dieselbe Kirche durch eine andere Tür erneut betreten hatten. So kann es einem ergehen, wenn man im Nebel etwas seine Orientierung verloren hat.
Die 1,50 m unterhalb des Platzniveaus liegende Rotunde von San Lorenzo ist die älteste Kirche Mantuas. Diese Kirche wurde im Jahr 1082 auf den Wunsch der Mathilde von Tuszien (M. v. Canossa) gebaut und ähnelt in ihrem Grundriss wahrscheinlich der Kirche des heiligen Grabes von Jerusalem. Von 1908 bis 1926 wurde die Kirche restauriert.
Der zweistöckige runde Innenraum mit darüber liegender Empore enthält noch Reste von Fresken byzantinischer Her-
kunft aus dem 11. und 12. Jahrhundert, wie den Christus als Richter und die Engelfiguren.
Die eigentlich für Kirchen ungewöhnliche runde Form lässt von außen alles andere als ein sakrales Bauwerk vermu-
ten, umso beeindruckter sind wahrscheinlich alle Besucher bei ihrem Eintritt im Innenraum. Uns jedenfalls ging es so.
Moderne Technik, die für den Bau wirkungsvolle Beleuchtung, die neuen Fenster, elektrische Kerzen, die die Besucher gegen eine kleine Spende für jemanden entzünden können, geben dem Raum ein ganz besonderes Flair, das die ver-
gangenen Jahrhunderte zum Augenblick zusammenschrumpfen lässt und das das Altertum mit der Moderne vereint.
Wunderschön ist auch das mit einem Kreuzmotiv durchbrochen Redner- bzw. Notenpult und sehenswert sind die ur-
alten Fresken im Deckengewölbe. Der Blick nach oben lohnt sich, das können wir jedem Besucher empfehlen.
Eigentlich war für diese Kirche weit weniger Zeit geplant, als wir dann tatsächlich für ihre Besichtigung brauchten.
Überhaupt muss man jede Kirche eine ganze Zeit auf sich einwirken lassen. Jede hat ihre ganz besondere Schönheit.
Der Dom Mantuas wurde auf älteren Sakralbauten errichtet. Darunter befand sich auch eine romanische Kirche, die schon im 11. Jh. existierte. Die Fassade aus dem 14. Jh. wird den Brüdern Dalle Masegne zugeschrieben.
Die Kathedrale St. Peter erzählt die Geschichte und die künstlerische Entwicklung der Stadt. Sie mischt mehrere Stile.
Sie hat Mauern von später zerstörten gotischen Kapellen. Der romanische Glockenturm besitzt eine spätgotische Längsseite. Der Innenraum entstammt dem 16. Jahrhundert und wurde von von Giulio Romano erschaffen.
Die neoklassische Fassade besteht aus Carrara-Marmor. Die Sakristei der Kirche mit ihrem bewundernswerten Ge-
wölbe wurde Ende des 15. Jahrhunderts nach Entwürfen von Mantegna gebaut.
Die Gemälde der Wände und Decken suchen nach Ihresgleichen. Eigentlich könnte man Stunden hier verbringen.
Ein wahrer Jammer ist es, dass wir an diesem Tag nicht noch den Klang dieser schönen Orgel vernehmen durften.
Die Einlegearbeiten der Fußböden, die verzierten Säulen und die Balustraden ziehen unsere Blicke in ihren Bann. ;
Mantua, ein paar Deiner Kleinodien haben wir gesehen, denken wir, als wir bewundernd und voller Erfurcht diese sa-
krale Stätte verlassen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir natürlich noch keine Ahnung, dass schon am 30. Mai 2012, al-
so nur wenige Monate später, ein verheerendes Erdbeben in dieser Region auch in Mantua an vielen der uralten Bau-
werke immense Schäden hinterlassen wird. Die Naturgewalten kennen weder Respekt, noch Denkmalschutz, leider.
 
 © Martina & Wolfgang Müller / 2009  <== zurück zur Auswahl