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Hobby-Fotografie | © by Martina und Wolfgang

      Ein Morgenrundgang durch Lillehammer         Juli 2011

Wir sind hier in Lillehammer schon ziemlich weit im Norden. Tatsächlich wird es hier kaum mal richtig dunkel. Auch um Mit-
ternacht ist es noch relativ hell und selbst kurz vor 3 Uhr liegt noch ein mildes Licht über dem Ort. Immerhin ist Juni jetzt.
Wir wachen entsprechend auch sehr zeitig am Morgen auf. Schon vor 6 Uhr begeben wir uns auf die zweite Hälfte unserer gestrigen Ortserkundung und haben Glück. Es regnet jetzt nicht mehr und die Straßen von hier sind abgetrocknet.
Am Bahnhof Lillehammer wird gerade gebaut. Hier entsteht ein neues und modernes Bahnhofs-Gebäude neben dem al-
ten. Wir durchqueren rasch die Eingangs-Halle mit dem Einkaufsbereich und stehen danach gleich auf dem Bahnsteig. Die Uhr zeigt hier 5 Minuten nach 6 Uhr und etwa 20 Minuten sind wir bereits unterwegs. Im Hotel schläft noch alles. Erst in ca. einer Stunde lädt uns das Frühstücksbuffet zu Tisch. Wir denken, dann werden wir unseren Rundgang beendet haben.
Neugierig und unternehmungslustig ziehen wir durch die morgenstillen Straßen des Städtchens. Schon scheint die Mor-
gensonne auf den oberen Bereich des Berghanges und lässt ihn aufleuchten, als wüchse dort oben ein riesiges Rapsfeld.
Alltagshektik scheint es hier nicht zu geben. Das Leben kommt langsam in die Gänge und wenige Leute begegnen uns. Hoffentlich bleibt uns das Wetter treu, denken wir erschrocken, denn keiner von uns hat an einen Regenschirm gedacht. Wir sind ohne Schirme unterwegs und müssen nun hoffen, dass es netterweise extra für uns zuverlässig trocken bleibt.
Der alte Bahnhof ist unverkennbar im Gebäudestil. Wir nähern uns der Kirche. Noch brennen die Straßenlaternen und zeigen uns, wie jung der Tag ist. Dekorative Blumenkästen schmücken die Straßenränder. Balkons sind eine Augenweide.
Die Kirche ist am Ortsrand und gleich daneben befindet sich der Friedhof. Hier gibt es eine Menge Drosseln, die sich am Morgen ihr Frühstück mühsam zusammensuchen müssen, aber sehr schwer scheint ihnen das derzeit nicht zu fallen.
Der Friedhof hat eine geschlossene Rasendecke. Von Gräbern werden jeweils nur kleine Bereiche bepflanzt. So hinterlässt der Gesamteindruck dem Blick stets ein gepflegtes Bild. Die hübsche Kirche gefällt uns sehr. Für die Innenansicht fehlt Zeit.
Ganz in der Nähe der Kirche haben sich Privatschulen angesiedelt, zu denen mehrere Gebäude gehören. Der Kirchenvor-
platz ist gleichzeitig auch Parkplatz für Kirchenbesucher. Die Kirche umrunden wir. Von hier aus sehen wir zum Greifen na-
he die Sprungschanzen am Hang. Erst der Kamera-Zoom lässt erahnen, wie steil die Abfahrten wirklich sind. Aus der Ferne geht der räumliche Eindruck verloren. Auch das Schulgebäude ist schon von weitem als ein solches zu erkennen.
Die Parkgaststätte, jetzt noch vor dem Öffnen, wirkt in der Morgenstille wie verlassen. Wir haben den Stadtpark Lilleham-
mers erreicht, ein hübscher kleiner Springbrunnen plätschert hier. Der Park ist winzig, schnell sind wir hindurch gelaufen.
Die bunt angelegten Beete sind ein dankbarer Blickfang am Wegesrand. Weit sind wir noch gar nicht von der Kirche weg. Trotzdem sind wir schon wieder in den Wohnvierteln. In diesem Ort stoßen wir überall auf Skiläufer - als Statuen, als Bilder und auch als Aushängeschild sind sie präsent. Lillehammer ist der einzige Ort der Welt, der sogar in seinem Stadtwappen einen Skiläufer verewigt hat. Das Wappen zeigt eine dreitürmige goldene Mauerkrone und einen historisch gekleideten Krieger, über Blau und Silber schräg linksgeteilt mit goldenen Stiefeln, rotem Rock und Strümpfen auf silbernen Skiern.
Die Stadt ist um diese Zeit noch wie menschenleer. Nur wenige Anzeichen gibt es dafür, dass hier das Leben auch mal an-
startet. Zeitungen jedenfalls sind schon zugestellt. Aber weit und breit dackeln nur allein wir hier in der Gegend rum. Die tagsüber sehr belebte Fußgängerzone, die Storgata in der Stadtmitte, ist um diese Morgenzeit noch wie ausgestorben.
Welch Wiedererkennungseffekt - hier waren wir gestern schon mal, allerdings bei weitaus unfreundlicherem Regenwetter. Jetzt und fast in Hotelnähe fühlen wir uns auch ohne Schirm auf sicherer Seite. Wieder sehen wir das neugierige Rentier, das seinen Kopf bis in die Gaststube steckt. Erst jetzt bemerken wir, was das Tier für einen langen Hals haben muss. Von der durchdrungenen Wand muss der Hals quer durch die Garage reichen, um den Kopf neben dem Kamin in der Gaststu-
benwand zu platzieren. An dem Exemplar hat ganz bestimmt eine Giraffe mitgewirkt. Auweia! Kichernd gehen wir weiter.
Die Uhr verrät uns, dass wir uns nun doch langsam zum Frühstückstisch begeben sollten. Das altertümliche Chronometer im Hausflur des Rica Victoria Hotels schreckt uns nicht. Dieser Zeitmesser ist nicht relevant, er geht eindeutig völlig falsch.
Überpünktlich greifen wir nach Käse und anderen Frühstücks-Angeboten, damit wir uns vor der Weiterreise noch sättigen.
Aber uns ist klar, sehr viel sollte von uns heute morgen nicht gegessen werden. Wir sind doch immer noch von gestrigen Abendbrot restlos satt. Die bereitgestellte Auswahl ist wieder riesengroß. Mit der Qual der Wahl müssen wir entscheiden.
Ich könnte, wenn ich wollte, aber Gebratenes oder dicke Bohnen, fettige Würstchen und Bratkartoffeln sind mir morgens ein Graus. Ich halte mich lieber an Säfte und leckeres Obst. Vom Fisch koste ich, obwohl das eigentlich nichts fürs Früh-
stück ist. Erdnussbutter und scharfe Soßen finden meinen Beifall ohnehin nicht. Von Gewohnheiten gehen wir nicht ab.
Wer mag, kann sich eine Kelle Teig nehmen und im bereitgestellten Crepemaker einen ganz frischen Eierkuchen backen.
Es reicht schon, wenn wir bloß alles angucken, das bekommt uns und macht nicht dick. Essen wollen wir nur wenig davon heute und wir bleiben eisern bei unserem Vorsatz. Wer seinen Stoffumsatz gut überblickt, nimmt auf Reisen auch nicht zu.
Immer wieder, wenn sich ein Behältnis leert, wird davon auf dem Buffet nachgelegt und dabei ist doch noch so vieles da. Bloß nichts wie weg hier! Schnell räumen wir freiwillig den Platz an der Quelle und verstauen unser Gepäck schon im Bus.

 
 © Martina & Wolfgang Müller / 2009  <== zurück zur Auswahl