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Festliches | Martina Müller
 
Adventszeit


Wenn es Dezember ist, werd' ich in jedem Jahr
zu jenem Kinde, das ich früher einmal war;
schau in den Kerzenschein nur einfach froh,
vergesse Zeit, die eilt und Sorgen ebenso.

Dann muss ich warten, so wie damals, wochenlang,
bin voller Spannung, hab zu tun beim Glöckchenklang;
bei jedem Handgriff, den ich tu, freu ich mich sehr,
dass bald mein Bäumchen eintaucht in sein Lichtermeer.

Es liegt auch das gewisse Etwas in der Luft,
ich steche Plätzchen aus, süß ist ihr Duft;
ein Apfel brutzelt zimtbestreut im Ofenrohr
und gaukelt mir die Zeit, die längst vergangen, vor.

Wenn ich die Augen schließe, bin ich wieder Kind,
bin voller Neugier, ungestüm, wie Kinder sind;
ich kenn vom Schlüsselloche den Verwendungszweck
und finde dadurch mein Erinnern im Versteck.

Das liegt ganz tief in mir, verpackt und aufbewahrt,
ist etwas angegraut - nun ja, wie ich bejahrt;
doch grade dies macht mich erneut wie Wachs so weich
in der Adventszeit - alle Jahre gleich.

Wohl ist es dem, der auch im Alter nicht vergisst,
wie es sich angefühlt hat, wenn ein Kind man ist,
von Kinderjubel, Neugier, Jammer, Tobelust
ein kleines Quantum aufbewahrt in seiner Brust.

Wer heut' noch zehrt von seinem einstens frohen Schwung
und trotz plisseegefalteten Gesichts blieb jung;
von dem weiß ich es sicher, dass er's kann:
sich freuen, dass er kommt, der Weihnachtsmann.

Text: © by Martina Müller
 
 
 © Martina Müller / 2009