Zurück zur Startseite

Meerschweinchen-Gedichte | Martina Müller
 
C l a r i s s a


Clarissa, die kleine Meersau ist eigen,
sie herrscht und kann uns auch die Zähnchen mal zeigen,
doch beißt sie uns niemals, sie droht nur ein wenig;
ist sie doch im Käfig der weibliche König.

Das Zwicken und Necken gilt nur ihren beiden
Brüdern, jedoch kann sie die auch gut leiden.
Wenn einer fehlt, kommt ihr Ruhe abhanden,
die stellt sich erst ein, ist er wieder vorhanden.

Sie lässt sich nicht fangen, denn will man sie greifen,
springt hoch sie, als spränge sie durch einen Reifen;
doch Streichelei liebt sie, das ist für sie wichtig,
sie tuckert im Voraus und streckt sich richtig.

Ihr Mäntelchen trägt sie in Weiß und mit Würde,
kennt keine Grenzen, nimmt stolz jede Hürde,
sie wahrt sich das Vorrecht, als erste zu kosten
und hockt auf dem Hausdach, als stehe sie Posten.

Ist Wachhund vom Dienst wohl, im Schweinchenkostüme,
ein lebhaftes Tierchen, 'ne ganz Ungestüme;
doch frönt sie der Ruhe, dann legt - ungelogen,
sie sich darnieder wie in einem Bogen.

Ihr Schnäuzchen berührt beinah' die kleinen Beinchen
und ruhig atmet das friedliche Schweinchen.
Ihr Hofstaat derweile schleicht leis um sie rum,
denn wird sie geweckt, nimmt sie ihnen das krumm.

Sie ist eben eigen als Meerschweinperson,
die austeilt und eingrenzt, die sitzt auf dem Thron
als Herrscherin wohl über Sitzplatz und Futter
und manchmal sich aufspielt wie Meerschweinchenmutter.

Ein Weib eben, wie aus dem Leben genommen,
das soll vor auch bei den Meerschweinchen kommen,
mit Ecken und Kanten und doch liebenswert
und trotz aller Macken von allen begehrt.






Text und Fotos: © by Martina Müller
 
 © Martina Müller / 2009