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Nachdenklich bis ernste Gedichte | Martina Müller
 
Das Alter

 
Das Alter schlägt gewissenhaft
bei jedem zu mit voller Kraft.
Aus heitrem Himmel ärgert's einen
an den Armen, an den Beinen.
*
Einen andern will es zwicken,
beißt sich fest in seinem Rücken.
Auch der kommt nicht besser fort,
den es trifft am andern Ort.
*
Die Probleme, nachts beim Schlafen,
können ohne Mitleid strafen;
gar nichts lässt das Alter sein.
Es ist einfach hundsgemein.
*
Nichts ist mehr so schnell zu raffen,
man kann nicht mehr alles schaffen
und die Treppen fallen schwer,
ebenso das Hin und Her.
*
Wo man glatt war, kriegt man Falten,
kann kaum noch sich aufrecht halten,
Sorgen macht das Gleichgewicht.
Manchmal ist man nicht ganz dicht.
*
Nicht viel bleibt von den Lesefreuden,
die Augen wolln's nicht bei den Leuten,
auch die Ohren werden schwach
wo man hinsieht, gibt's ein ACH.
*
Zur Tauglichkeit in Altersfragen
muss man täglich selbst sich sagen,
dass man ist auf manch Bedarf
überhaupt gar nicht mehr scharf.
*
Muss man noch die Hacken wetzen,
ständig durch die Gegend hetzen?
Wer sagt denn, dass es sehr stört,
wenn man nicht mehr alles hört?
*
...und plagt mal das Zipperlein,
wickelt man's in Decken ein,
wartet ab, bis sich's verzieht
und nichts trübt mehr das Gemüt.
*
Medizin und Pillen gar
helfen nicht - das ist wohl wahr,
nur Teilen, macht's Leid halb so groß
und dadurch geht's uns ganz famos.
*
Wenn's Alter schlägt, so lass es schlagen,
wappne Dich, schlag hoch den Kragen;
noch steigt ja aus dem Schornstein Rauch.
All den andern blüht das auch...

*~*
 
Text und Foto: © by Martina Müller
 
 © Martina Müller / 2009