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Nachdenklich bis ernste Gedichte | Martina Müller
 
Was mir Gedichte sind


Es sind Gedichte immer eingefangner Sinn;
der steckt dressiert in den gewählten Worten drin;
die sind gedrechselt, sind verdrahtet und verschraubt,
und kunterbunt zum Strauß gebunden; unerlaubt.

Es bindet sich, wer schreibt, in seine Worte ein,
da steh ich mit auf dem Papier, nicht nur allein
der Vers, der Reim, der Sinn und das Gedankenspiel
und alles, was das kleine Kunstwerk sagen will.

Gedichte geben - doch meist nur subtil und leis -
sehr viel von der Persönlichkeit des Schreibers preis;
das Auge liest, was Worte - Akrobatik dreht,
jedoch das Herz erst sieht, was zwischen Zeilen steht.

Das aber setzt voraus, dass jener, der dies liest,
jeder Facette auch des Lesens kundig ist,
sodass die eigne Wahrnehmung ihn sicher leit’
und er mir folgen kann im Spiegel durch die Zeit.

Kein einziges Gedicht, das ich geschrieben hab,
nahm mir ein Stückchen der Erfahrungssuche ab;
die schält sich raus erst aus den Worten, inhaltsdicht ;
und grade deshalb liegt auf jedem Wort Gewicht.

Die Alltagssplitter sind im lyrischen Gewand
mal Heiterkeit, mal Schwermut, Fühlen und Verstand;
sie sind die leichte Kost, die schonend nahe bringt,
was in der Prosa ausgedrückt bloß dämlich klingt.

Ein kleines Lächeln steck ich immer mit hinein,
denn nur so kann ich stets authentisch sein,
dass es ein Hauch bloß ist, der meine Feder führt
und trotzdem jedermann dies kleine Lächeln spürt.

Es sind Gedichte immer eingefangner Sinn;
der steckt dressiert in den gewählten Worten drin;
da er dort bleiben muss, drückt er Gedanken aus;
wer ihren Sinn entschlüsselt, folgere daraus.

Text: © by Martina Müller
 

 
 © Martina Müller / 2009