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Heiter und so weiter... | Martina Müller
 
Der Heimwerker      


Von Stolz erfüllt ist immer des kleinen Mannes Brust,
so vor sich hinzuwerkeln ist seine größte Lust;
er steht im Hobbykeller an seiner Werkzeugbank
und knobelt an Problemen, so geht das stundenlang.

Kein Misserfolg, kein Stören schlägt ihn je aus dem Feld,
da ist er sehr verlässlich, vergisst um sich die Welt.
Was solls, für alles andre ist zuständig er nicht,
das liegt in andern Händen und außer seiner Sicht.

Er schraubt und baut und hämmert und bohrt schnell noch ein Loch,
dass es nicht funktionierte, verwundert ihn jedoch,
es schlägt nicht aus dem Felde ihm den Erfindersinn;
nur murmelt er verbissen: "Das kriege ich noch hin!"

Der Zettel zum Gebrauchen ist längst schon ausstudiert,
in allen Varianten hat er ihn durchprobiert.
Den Fachmann zu befragen, kommt gar nicht in Betracht,
denn schließlich hat er immer schon alles selbst gemacht.

Nun wälzt er dicke Bücher und wühlt sich durch den Fitz,
rutscht hin und her ganz hibblig auf seinem Werkbanksitz.
Um diesen Fall zu lösen, muss kreativ er sein
und ohne einen Geistesblitz geht er bald kläglich ein.

Er muss improvisieren, daran führt nichts vorbei
und über zwei, drei Ecken kriegt er die vierte frei.
Mit etwas gutem Willen, da gehts doch erst einmal;
fürs Erste ist er fertig, denn er traf seine Wahl.

So fand er seinen Frieden, konnt grad »Heureka« schrein.
Durch die geniale Lösung ist sein Problem nur klein
und durchaus noch beherrschbar für eine Spanne Zeit.
Das sollte man bedenken,dann tuts nich weh und leid.

Was erst mal geht verliert bald den Status, dass es drängt
und wird für Dringlichkeiten stets hinten angehängt.
So rückt, was zugesichert, als Provisorium,
hinauf bis ins Gewohnte und man geht damit um.

Das aber schmälert niemals den Selbermacherstolz,
er ist geschnitzt ja schließlich aus ganz besondrem Holz;
ruft, wenn ihn wer bewundert: "Hättst du das denn gedacht,
vor 20 Jahren war das provisorisch nur gemacht!"

Solch Improvisationen sind ganz schön dauerhaft,
die so ein kleiner Hobbyheimwerkler sich erschafft,
doch braucht an seiner Seite er eines Weibes Händ,
die genau zur rechten Zeit sich vom Erbauten trennt.

Text: © by Martina Müller
 
 
 © Martina Müller / 2009