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Naturgedichte | Martina Müller
  Herbstliche Gedanken


Der Sommer seufzt noch Sonnentänze
uns ins Haar und wärmt behänd,
als künde nichts von seiner Grenze
und von dem nahen End.

Es schnürt der Herbst die Wanderschuhe,
wickelt sich in sein Gewand;
er nimmt die Nebel aus der Truhe
und zieht froh übers Land.

Sein Hauch lässt letzte Früchte reifen.
Mild gewährt er eine Frist,
bevor sich rauhe Winde greifen,
was dann noch übrig ist.

Beim Gang ermahnt er leis die Bäume,
statt des Grüns im Blätterkleid,
wär für gelb-orange Träume
und bunte Tusche Zeit.

Er frischt den Wind zum Kreiselspiele;
und der bläst Laub zu sich herab;
das dreht sich tanzend - ohne Ziele -
um seinen Wanderstab.

Am Morgen webt im Tal der Nebel
Perlen schon ins Spinnennetz;
der Herbst im Stellwerk stellt die Hebel
um auf Regenschauer jetzt.

Die Quelle murmelt lauter wieder,
war bei der Hitze fast verstummt;
auch Sturmes Stimme singt schon Lieder
und letzter Käfer brummt.

Im Gras versteckt die Grille fiedelt,
gut verborgen, unsichtbar;
den Telegrafendraht besiedelt
geschwätzig eine Vogelschar.

Es drängt sie, von hier wegzufliegen
instinktiv, denn hier wird bald
der Herbststurm über Wärme siegen
und danach wird es kalt.

Nun lässt der Herbst die Blicke schweifen,
er übernimmt den Staffelstab;
leicht kann er ihn vom Sommer greifen, denn der gibt ihn jetzt ab.


Text: © by Martina Müller
 

Text und Foto: © by Martina Müller
 
 © Martina Müller / 2009