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Naturgedichte | Martina Müller
 
Pusteblumen


Hallo, mein Samenkorn, fliege;
der Wind trägt am Fallschirm dich fort.
Die Erdkrume wird dir zur Wiege
dann, an einem anderen Ort.

Dort wirst du erwachen zum Keime,
wirst wachsen zum Lichte empor
und bringst dann im neuen Heime
selbst Knospen und Blüten hervor.

Die Sonne wird mit ihren Strahlen
dich wärmen und lassen gedeihn;
sollst kräftiges Blattgrün dir malen.
Ein Unkraut, wie du, geht nicht ein.

Dein Quittegelb wird weithin leuchten,
du blühst und gehörst in die Welt;
es soll dich der Regen befeuchten,
sodass es an gar nichts dir fehlt.

Auf dir wird der Samen dann reifen
- so schließt sich im Leben der Kreis -
der Wind wird die Fallschirmchen greifen...
Du wünschst ihnen Glück, gibst sie preis.

Zumut' wird dir sein wie mir heute
- du lässt jedes Samenkorn los -
und weißt, dass der Wind seine Beute
bald einsenkt im fruchtbaren Schoß.

Solch Hoffen ist jedem ganz eigen
und sicher auch gut zu verstehn;
wir fühlen und können dies zeigen,
indem wir - vorausschauend - sehn.



Text und Foto: © by Martina Müller