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Nachdenklich bis ernste Gedichte | Martina Müller
 
Reflexionen


Die Welt besitzt ein Spiegelbild,
doch jeder nimmt dies anders wahr;
es zeigt dem einen Schutz und Schild
und macht dem andern Ruhe rar.

Der Blick verhüllt, was offen liegt,
er nebelt jedes Denken ein,
der Vogel, der ihm grad entfliegt,
ist nicht normal, nein, nur gemein.

Ein andrer sieht des Vogels Flug
mit völlig ruhigem Gefühl;
durch jede Gischt treibt froh sein Bug
und Freiheit ist verständlich' Ziel.

Von selbst und aus sich selbst heraus
hat die Gelassenheit bestimmt,
dass jener nimmt und gibt und draus
das Spiegelbild der Welt entnimmt.

Nur Missgunst macht das helle Licht
der eignen Wahrnehmung entzwei,
der Schaden drückt als Schwergewicht
und Freude kommt nicht auf dabei.

Die bleibt stumm nur auf der Strecke,
wund schlägt sie das Kampfgetös',
missgelaunt wärmt keine Decke,
nein, es ist selbst die noch bös!
Text: © by Martina Müller
 
 
 © Martina Müller / 2009