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Nachdenklich bis ernste Gedichte | Martina Müller
 
Ich bin ein Schwamm


Ich bin ein Schwamm und kann mich nicht verschließen,
so wie im Bach der glatte Kieselstein.
Ihn kann das Wasser ungestüm umfließen,
jedoch in mich dringt alles ungehindert ein.

Das frisst in mir und zieht durch alle Poren,
mal hell gefärbt und manchmal dunkelbunt,
das senkt mich richtig schwer und ganz verloren
hinab bis auf den allertiefsten Untergrund.

Ich bin ein Schwamm und meistens vollgesogen,
mit all dem, was mich täglich hat berührt,
nehm ohne Murren auf und kriegs entzogen,
wenn alles hier um mich herum verändert wird.

Wenn ich mal Wünsche durch die Poren schicke,
dann möchte ich sie schließen rappeldicht,
sodass nicht Sog und auch nicht jede Tücke
des Stromes durch mich ändern ständig mein Gesicht.

Jedoch muss ich es recht genau bedenken:
Von außen schleift das Wasser doch den Stein
beständig ab, um schließlich dann zu lenken
bedeutungslos als Sandkorn ihn und winzig klein.

Dann lieber Schwamm sein und im Aufbegehren,
von allem haben in mir einen Quant;
ich nehme teil am Leben, will mich gar nicht wehren,
bleib wie ich bin und lieg in Augenblickes Hand.

Text: © by Martina Müller
 

 
 © Martina Müller / 2009