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Nachdenklich bis ernste Gedichte | Martina Müller
 
Mein abgeliebter Teddybär       - Kleine Hommage


Mein abgeliebter Teddybär hieß Detlev und war braun;
sein Plüschfell hat gepolstert sehr den Mangel an Vertraun.
Wo ich war, war auch er weit nicht, nie ging es ohne ihn;
sein liebes Teddybärgesicht musst' immer mit mir ziehn.

Der Brummton, den er hören ließ bei Druck auf seinen Bauch,
konnt' öffnen jedwedes Verlies und Trost mir spenden auch.
Dass er dann stumm ward und nicht mehr mir geben konnte Laut,
entzweite mir nicht meinen Bär. Längst war er mir vertraut.

War mir ein Bruder und ein Freund, lieh ständig mir sein Ohr;
hab manches Mal bei ihm geweint und sprach ihm vieles vor.
Ich klagte ihm mein Kinderleid, erzählte jeden Traum;
er wusste von dem Riss im Kleid, vom Klettern auf den Baum.

Zum Trösten hat er mich geküsst, wenn keiner mich gedrückt
und wenn ich einstens das vermisst, hat er mich grad gerückt.
Sein Fell war dann schon abgeliebt, so sagt man wohl dazu;
die Bernsteinaugen so getrübt, dass er sie machte zu.

Das Schnäuzchen hatte ringsherum gar eine Schmiereschicht;
mein Füttern war vermutlich dumm, denn waschbar war er nicht.
Der Abschied kam von ungefähr; die Mutter warf ihn weg...
Vom abgeliebten Teddybär sah sie nicht mehr den Zweck.

Da stand ich - ohne meinen Bär - und ohne jeden Halt;
es blieben nachts die Arme leer und sein Platz wurde kalt.
Du bist schon groß und brauchst ihn nicht, vernahm mein Ohr entsetzt -
und wie ein Fühlen mir zerbricht, vergaß ich nie bis jetzt.

Der abgeliebte Teddybär - wie hat er mir gefehlt -
war wie ein Rindenschiff im Meer, vom Sturmwind ausgeschält.
Die Vorstellung, die Fantasien, die mich, als Kind, mit ihm
verbanden über Trennung hin, sie waren legitim.

Das Kuscheltier, der Kamerad, der Beichtvater und Knecht,
zu nichts war sich der Bär zu schad. Vergessen wäre schlecht.
Dereinst trug so mein brauner Bär geduldig mit mein Joch.
Erinnern holt ihn mir hierher. Mein Herz sieht heut' ihn noch.

Text: © by Martina Müller