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Heiter und so weiter... | Martina Müller
 
Unerhörte Ruhestörung      



Aufbruchstimmung, ich fuhr fort,
fuhr zur Kur in einen Ort.
Urlaub, Stille und Bedacht
wünschte ich für Tag und Nacht.

Nach viel Stress zog mich mein Sinn
machtvoll nun zur Ruhe hin.
Meine Wahl: das Haus am Wald
wurde Albtraum mir alsbald.

Schon die erste Nacht war Qual,
als im Morgengrauen - fahl -
meines Schlummers schönster Stand
ein viel zu zeitig Ende fand.

Wusste nicht, wie mir geschah,
plötzlich war der Vogel da,
hat aus Tiefschlaf mich geschreckt
und brutal mich aufgeweckt.

Schrill sein Pfiff und furchtbar laut,
ach, was dieses Vieh sich traut !
Ich war sauer und darum
- wenn ich könnt - brächt ich ihn um.

Lag ab früh halb vier Uhr wach
und dacht über Rache nach,
schlief aus Ärger nicht mehr ein;
konnt vergnatzter gar nicht sein.

Doch dann kam noch schöner Tag,
von dem ich beruhigt sag,
dass mich Sonnenschein versöhnte,
...bis früh neuer Ruf ertönte.

Wieder war die Ruhe aus,
denn der Vogel pfiff am Haus
und es kümmerte ihn nicht,
was ich zog für ein Gesicht.

War vier Wochen im Quartier
und der Vogel war mit hier,
sang pünktlich wie die Weckeruhr,
aber stets zu zeitig nur.

Pfiff, als wäre er bestellt,
als gehöre ihm die Welt.
Aus ihm trillerte der Hohn:
er sei vor mir hier ja schon !

Mal vom Dach und mal vom Baum
klang es mir in meinen Traum
unerhört und laut und schrill,
dass ich flehte: sei doch still!

Meine Zeit der Kur verstrich,
heim zur Ruhe sehnt ich mich,
hab beim Abfahrn laut gelacht
und an langen Schlaf gedacht.

Kleiner Vogel auf dem Dach,
machtest mich zu zeitig wach,
jeden Urlaubsmorgen früh
mit deiner Zwitschermelodie.

Habe drüber sehr gestöhnt,
doch mich wohl an ihn gewöhnt,
Nun zu Haus, da fehlt mir sehr
sein Tiriliern von oben her.

Jeden Morgen um halb Vier
unbewusst erwach ich hier....
Kann nicht schlafen um die Zeit,
warte, dass der Vogel schreit.

Zwitscherich, du kleines Tier,
ach, wärst du doch jetzt bei mir,
sorgtest, dass mit deinem Lied
wieder Ruhe in mich zieht.


Text: © by Martina Müller


 
 
 © Martina Müller / 2009