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Nachdenklich bis ernste Gedichte | Martina Müller
 
Die Zeit


Es schleicht sich die Zeit durchs Gelände,
ist immer und ewig präsent.
Nicht greifbar, ohn' Anfang und Ende,
schlüpft sie uns durch suchende Händ'.

Die Zeit kommt und geht ungesehen,
ist fließend, verfließend und stet;
verweilt niemals, will nur vergehen,
so wie auch der Wind weiter weht.

Die Zeit - sagt man - heilt jede Wunde,
indem sie darüber hin streicht;
doch dehnt sich die traurige Stunde,
die zäh jeder nächsten noch gleicht.

Die Uhr tickt und zeigt Zeit-Verfliegen,
unendlich - wie rinnenden Sand -
den Fluten verspülen, besiegen,
noch eh' er wird greifbares Land.

Zeit dehnt sich und kann sich auch raffen,
das kommt auf's Erleben ganz an;
vergeht schnell beim fröhlichen Schaffen,
beim Warten verhalten sie kann.

Der Zeit gleich sind Lieder verklungen,
verhallt und doch liebend bewahrt;
in unser'm Erinnern verschlungen
wird Zeit mit dem Denken gepaart.

Das Gestern, das Heut' und das Morgen,
dies grenzenlos' Kommen und Gehn,
verwebt uns die Zeit und will sorgen,
dass wir die Gesamtheit verstehn.

Kein Mensch vernimmt jemals die Kunde,
welch Spanne ihm zumisst die Zeit;
die Ewigkeit schweigt jede Stunde,
verkündet nicht, wann es soweit.

Die Zeit hat bei uns keine Schulden,
lässt alles, was wir wollen - zu;
nur wir fülln sie aus und erdulden
die Eile der Zeit und die Ruh.


Text: © by Martina Müller
 

 
 © Martina Müller / 2009