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3 x Popcorn bitte ! | Martina & Wolfgang
  8. Lektionen für Nestflüchter

Wir kamen zur Welt und waren gleich Nestflüchter, obwohl uns das keiner gesagt hatte. Mit einem vollständigen Fellchen wurden wir
geboren, konnten sofort richtig sehen und hören. Unsere Milchzähne hatten wir bereits im Mutterleib gegen bleibende ausgetauscht und
trotz unseres Angewiesenseins auf Xenas Muttermilch konnten wir schon zusätzlich feste Nahrung zu uns nehmen.
Die Frage war nur: WAS. Unwichtig für uns, wir nagten einfach alles an, was wir erwischen konnten und nur an den Reglementierungen
durch Mama Xena, den Nasenstübern von Onkel Hermes oder den Entsetzensschreien der Zweibeiner erfuhren wir, was man lieber mit
Missachtung straft bzw. was jedes Nagetier entzückt in sich reinfuttert. Von Tag zu Tag wurden wir klüger.

Bei unserer Erziehung wurde auch die zur Sauberkeit
nicht ausgespart. Keiner von uns durfte einfach so mit-
ten ins Wohnzimmer pieseln, nein, das gehört sich nicht.
Die Großen schoben uns in die Ecken. Wir mussten
uns zwangsläufig nach diesen Regeln richten, wenn
wir nicht pausenlos geschoben werden wollten.
Ach - und wenn in klugen Büchern geschrieben steht,
wir könnten von Anfang an gut hören...Mama seufzte
ziemlich oft, wir würden überhaupt nicht hören.
Eine wichtige Lektion betraf unsere Sozialisierung.
Wir bekamen beigebracht, wie sich ein Meerschwein anderen gegenüber benimmt, was ihre Lautsprache bedeutet und wie man richtig
darauf reagiert, damit man die Sau rauslassen kann, ohne gleich zur Schnecke gemacht zu werden. Es war sehr wichtig, dass wir diese
Lektionen erst fertig lernen mussten, ehe wir uns von Mama und Onkel trennen durften.
Das Kapitel Futter ist längst noch nicht abgearbeitet. Noch immer tauchen neue Sachen auf. Keiner mag bei der Sortenvielfalt noch länger
Muttermilch trinken. Selbst Brüderchen Hoppel hat mit dem Gewicht gewaltig auf- und uns eingeholt. Wir wiegen 280, 276 und 274 Gramm,
schreiben den 3. Dezember 2006, fühlen uns supergroß und ziehen frohgemut hinaus in die Ferne. Wir haben unsere Zähne schon in Salat,
Gurke, Petersilie, Paprika, Hagebutten, Möhren, Kürbis, Petersilienwurzel, Sellerie, Fenchel, Spitzpaprika, Weintrauben, Stangensellerie, Broc-
coli und Dill geschlagen. Wir futtern jede Menge duftendes Wiesen-Heu. Gesund sind wir und munter, alle drei. Wie sind wir doch gespannt,
was uns erwartet, dort, wo wir hinkommen werden.

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 © Martina & Wolfgang Müller / 2009