16. Geteiltes Leid ist halbes Leid Schwesterchen Clarissa verabschiedete sich traurig von uns, aber sie musste uns Böckchen dann doch alleine zum Tierdoktor ziehen lassen. Also hopste sie wieder raus aus dem Transportkistchen und winkte uns nur hinterher. Wir wurden warm eingepackt und durften mit dem Auto fahren. Das allerdings war dann die einzige Freude, die uns erwartete. Unter Narkose wurden wir gelegt und schnöde kastriert, alle beide, denn keiner von uns hatte einen Herzfehler, wie damals unser Papa. Als wir wieder zu uns kamen, war schon alles vorbei. Grüß Gott, Kastrat Hoppel - begrüßte ich meinen Bruder lakonisch und machte einen auf Lustig. Mit Hoppels Fliegengewicht war die Narkose ziemlich problematisch gewesen, ich dagegen steckte den Eingriff entschieden leichter weg. Die blöde Nahtstelle interessierte mich sehr, aber ich durfte nicht daran herumknabbern. Ich befand es dann als ausgleichende Gerechtigkeit, der komischen Taumelei von Bruder Hoppel zuzusehen und lenkte mich damit ab. Ich dachte ja, er macht extra für mich Ulk, der Spaßvogel. Relativ schnell verstand ich aber, dass es sehr ernst um Hoppel bestellt sein musste, weil sein Kreislauf spukte und er sein Gleichgewicht nicht wieder fand. Er hatte außerdem auch ganz kalte Beinchen, obwohl wir ein Wärmekissen bekommen hatten. Ich stimmte ein schrilles Alarmquietschen an. Unser Zweibein kam sofort angetrabt, langte meinen Hoppel aus dem Krankenbettkäfig und kümmerte sich schleunigst um ihn. Als er wieder bei mir auf dem Frottétuch einzog, war er über den Berg und schon wieder ganz der Alte. Ehrlich, ich hätte ihn glatt vermisst, wenn ihm was passiert wäre. Seit diesem Moment sind wir ein Herz und eine Seele. Wenn einem von uns nach Stunk zumute ist, dann geht ihm der andere nur friedfertig aus dem Weg und räumt das Feld. Versprochen. Geteiltes Leid ist halbes Leid - wir wissen das... Mit wem soll ich das denn sonst teilen, wenn nicht mit meinem Hoppel? Etwa mit Clarissa? Zurück